Struktureller Rassismus innerhalb der deutschen Bürokratie?

Es herrscht Krieg. Viele Menschen sind gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen. Ihr Leiden betrifft auch uns. Deswegen haben wir uns als Gesellschaft dazu entschieden, uns mit diesen Menschen zu solidarisieren und Ihnen Sicherheit zu bieten. Leider musste eine 10-köpfige Familie geflüchteter ukrainischer Rom*nja stattdessen eine äußerst belastende Erfahrung nach ihrer Ankunft in Berlin machen.

Nachdem das Ehepaar mit ihren 8 Kindern zur Ausländerbehörde ging, um eine Aufenthaltsgenehmigung zu beantragen, wurden die Pässe aller Familienmitglieder der Polizei übermittelt, da laut ihren Aussagen ein Verdacht auf Dokumentenfälschung bestünde. Obwohl im Nachhinein alle Ausweispapiere in ihrer Echtheit verifiziert werden konnten, wurden diese über einen Monat lang trotz wiederholter Anfragen nicht zurückgegeben, was dazu führte, dass es der Familie, die seit längerer Zeit in ihre Heimat zurückkehren möchte, nicht gestattet war, Deutschland zu verlassen. Ihre Sorgen schienen kein Ende zu nehmen.

Auch wenn die Dokumente zum jetzigen Zeitpunkt wieder abgeholt werden können, ist der Verdacht begründet, dass diese Verzögerung nicht nur auf bürokratische Engpässe, sondern auch auf rassistische Stigmata innerhalb der Behörden zurückzuführen ist. Bis heute wurden weder die Hintergründe noch die exakte Begründung der Notwendigkeit einer Echtheitsprüfung der Dokumente kommuniziert. Es wurde laut Aussage der Behörden lediglich „wiederholt erläutert“, es könne dauern, bis die Familie an ihre Ausweispapiere wiederkommt, da es „mehrere Hinweise [gäbe], die eine Echtheit […] nicht zweifelsohne bestätigen lassen konnten.“

Rassismus lässt sich häufig schwer beweisen. Vor allem, weil die Strukturen häufig intransparent und, außer für die Betroffenen, schwer erkennbar sind. Deswegen ist es immens wichtig, solche Problematiken innerhalb des bürokratischen Systems sichtbar zu machen, um langfristig eine gerechte Behandlung der Migrant*innen seitens aller Behörden zu ermöglichen.